
Restriktivere Kreditvergabe erwartet: Alternative Finanzierung wird noch wichtiger
Aufgrund der hohen Preissteigerungen für Wohnimmobilien hat die BaFin höhere Kapitalanforderungen angekündigt. Die Preise für Wohngebäude im Neubausegment waren zwischen November 2020 und November 2021 um 14,4% gestiegen und damit so stark wie seit August 1970 nicht mehr. Nicht verwunderlich, dass zuletzt auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vor Preisblasen auf den regionalen Immobilienmärkten in Deutschland warnte.
Trotz Wirtschaftswachstum: Weniger Liquidität für die Wirtschaft
Die BaFin steuert nun aktiv gegen, indem sie für die Banken neue Risikopuffer festlegt, die für die Kreditkunden zu höheren Hypothekenzinsen und einer tendenziell restriktiveren Kreditvergabe führen dürfte. Ein Trend, der sich voraussichtlich generell fortsetzen wird – zumal die EZB zumindest bei den Anleihekäufen bremsen dürfte, um die üppige Liquiditätsausstattung der Wirtschaft zu verringern. Darüber hinaus erscheint eine mittelfristige Zinswende so gut wie sicher. Ende 2020 hatte die EZB vor dem Hintergrund der hohen Nachfrage nach Hypothekenkrediten und schnell steigender Preise angemahnt, dass die Kapitalausstattung der Banken zu prüfen sei.
„Eine aufgrund der Inflations-Bekämpfung restriktivere Kreditvergabe kann bei steigenden Rohstoffpreisen und einer erwartet stark wachsenden Güternachfrage zu einem echten Bremsklotz für die Expansion werden. EZB und Bundesbank signalisieren mit den höheren Anforderungen eindeutig Handlungsbereitschaft. Und darauf müssen sich die Marktteilnehmer einstellen“, so CREDION-Vorstand Tobias M. Weitzel. Hier seien alternative Finanzierer gefragt, die zusätzliches Wachstumskapital anbieten.
Banken müssen wohl 22 Mrd. Euro hartes Kernkapital für Immobilienrisiken reservieren
Schon der erste Schritt der Bekämpfung der Asset-Inflation hat es denn auch in sich: Die BaFin plant, einen antizyklischen Kapitalpuffer von 0,75% der risikogewichteten Aktiva auf inländische Risikopositionen festzusetzen. Hinzu kommt ein sektoraler Systemrisikopuffer von 2,0% der risikogewichteten Aktiva auf mit Wohnimmobilien besicherte Kredite. Beide Quoten liegen derzeit jeweils bei 0%. Die BaFin rechnet damit, dass durch diese Kapitalpuffer letztlich hartes Kernkapital mit einem Volumen von 22 Mrd. Euro reserviert werden muss. Es ist zwar nach Überzeugung der BaFin davon auszugehen, dass nur „einige wenige Institute“ zusätzlichen Kapitalbedarf haben werden, weil sie die Anforderungen aus bestehendem Überschusskapital erfüllen können. Zum Vergleich: 2020 erreichte der Jahresüberschuss aller Banken 14,3 Mrd. Euro, im langfristigen Mittel waren es 17,6 Mrd. Euro (Quelle: Bundesbank, Ertragslage Deutscher Kreditinstitute).

Wie könnten Banken und alternative Finanzierer derzeit effektiver zusammenarbeiten?
Die Finanzierungslage im deutschen Mittelstand zeigt deutliche Anzeichen von Problemen. Es häufen sich Berichte über gesunde Unternehmen mit soliden Fortführungsaussichten, die dennoch aufgrund von Finanzierungsengpässen in die Insolvenz geraten. Eigentlich sollte ausreichend Kapital von Banken, Private-Equity- und Private-Debt-Fonds sowie anderen alternativen Fremdfinanzierern verfügbar sein.
11.09.2023

Warum wir in Deutschland mehr Mut und Entschlossenheit brauchen
Es kann keiner sagen, dass wir ein Erkenntnisproblem hätten: Deutschland ist als Investitionsstandort nicht mehr attraktiv. Die Flucht aus Deutschland hat begonnen. Die ausländischen Investitionen in Deutschland sind nach OECD-Zahlen fast vollständig eingebrochen. Nur noch rund 10,5 Milliarden Euro wurden 2022 in Deutschland investiert. Der niedrigste Wert seit 2013. Noch schlimmer: Die Mittel-Abflüsse aus Deutschland lagen 2022 bei fast 135,5 Milliarden Euro. Fast 70 Prozent der Gelder aus Deutschland flossen in andere europäische Staaten. Das Institut der Deutschen Wirtschaft sieht in einer klugen Analyse der Investitionsdaten ein echtes Risiko für eine Deindustrialisierung.
06.09.2023