Unsere 9 Thesen für 2023: Was sich ändern wird und was nicht…
Inspiriert von Byron Wien (89), dem legendären Vice Chairman von Blackstone Private Wealth Solutions, der 37 Jahre in Folge seine Prognosen veröffentlicht hat („The ten surprises in…), haben wir unseren Mut zusammengenommen und wagen einen Ausblick, den wir mit Ihnen teilen. Wir sind gespannt, was Sie für 2023 erwarten. Und natürlich werden wir Ende des Jahres prüfen, wie sich das Jahr wirklich entwickelt hat.
1. Die Inflationsrate in Deutschland wird sich auf rund 5-6% verringern
Wir glauben, dass sich neben der Strom- und Gaspreisbremse der Rückgang des Öl- und Gaspreises sowie zahlreicher Rohstoffe dämpfend auf die vor allem angebotsinduzierte Inflation auswirken wird und sich die Güter-Nachfrage aufgrund des höheren Zinsniveaus und des niedrigeren Verbrauchervertrauens reduziert – trotz kräftiger Lohnsteigerungen. Ab dem 2. Quartal wird sich der Basiseffekt aus dem höheren Preisniveau 2022 auswirken. Kurz: Im ersten Halbjahr wird die Inflation noch bei gut 7 Prozent liegen, im zweiten Halbjahr unter 5%.
2. Die deutsche Wirtschaft wird im Gesamtjahr 2023 stagnieren
Im ersten Halbjahr erwarten wir eine leichte Rezession – besonders aufgrund einer schwachen Konsumnachfrage und eines sehr deutlichen Nachfragerückgangs in der Bauwirtschaft und im Handwerk. Für das 2. Halbjahr rechnen wir wieder mit einem Wachstum – auch wenn die Nachfrageschwäche in der Bauwirtschaft und im Handwerk anhalten dürfte. Insgesamt dürfte die deutsche Wirtschaft 2023 stagnieren.
3. Keine Zinserhöhungen der EZB im 2. Halbjahr 2023
Aufgrund des erwarteten Rückgangs der Inflationsrate und der einsetzenden Rezession wird die EZB auf Zinserhöhungen im zweiten Halbjahr verzichten – auch wenn sie formal ausschließlich das Mandat hat, für relative Preisstabilität im Rahmen von rund +2% zu sorgen.
4. Die Lieferkettenprobleme entspannen sich. Es bleibt aber beim Trend zum Nearshoring
Die Lieferkettenprobleme werden sich im ersten Halbjahr vollständig auflösen. Da sich die Risiken einer Lieferkettenstörung aber materialisiert haben, kommt kaum ein Unternehmen an der Überprüfung seiner Sourcing-Struktur vorbei. Der Trend geht zum Nearshoring. Ergebnis: Höhere Verfügbarkeit und geographische Diversifikation, aber auch höhere Beschaffungspreise.
5. Die Arbeitslosenquote in Deutschland wird bei unter 6% verharren
Trotz der konjunkturellen Risiken rechnen wir damit, dass die Unternehmen die Mitarbeiter halten, um für die erwartete Erholung im zweiten Halbjahr ausreichend Kapazität zur Verfügung zu haben – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des anhaltenden Facharbeitermangels. Anders dürfte es in der Bauwirtschaft und im Handwerk aussehen. Hier erwarten wir einen Arbeitsplatzabbau.
6. Energiepreissteigerungen zum Teil nachhaltig: Dies stellt ganze Geschäftsmodelle in Frage
Insbesondere die gestiegenen Gaspreise werden sich dauerhaft auf einem Niveau bewegen, das substantiell oberhalb des langjährigen Durchschnitts liegt. Geschäftsmodelle, die auf dauerhaft günstige Energieversorgung angewiesen und auf Gasversorgung ausgerichtet sind, werden in Frage gestellt
7. 2023 wird das Jahr des Klimaschutzes
Die Einigung auf ein EU-Klimaschutzprogramm macht Hoffnung. Wir sind mutig genug anzunehmen, dass das Jahr 2023 das Jahr des Klimaschutzes wird. Mehr und mehr Länder bepreisen den CO₂-Ausstoß – die bislang wirksamste Methode zur Dekarbonisierung der Energieproduktion. Zugleich haben die Investitionen in Wind- und Solarparks ein historisches Rekordniveau erreicht, meldet die Internationale Energieagentur. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Und nicht zuletzt wächst das Bewusstsein weltweit, dass es nur einen Planeten gibt. Und jeder von uns etwas für den Klimaschutz tun kann.
8. Europa wird aus den internationalen Konflikten einheitlicher und gestärkt hervorgehen
Wir sind sicher, dass in Europa das Verständnis wächst, dass im internationalen Maßstab kleine Nationalstaaten wenig bewegen können. Europa dagegen kann mit vereinten Kräften, gemeinsamen Werten, einer einheitlichen Stimme und einer starken europäischen Identität in einer multilateralen Welt eine positiv-konstruktive Rolle spielen: demokratisch, liberal, werteorientiert, partnerschaftlich und nicht zuletzt nachhaltig.
9. In Hamburg wird es 2023 mehr Regentage geben als in London. Macht aber nix.
Denn dafür scheint die Sonne an der Alster im Schnitt 147 Stunden mehr als an der Themse-Metropole. Bei dieser Prognose sind wir uns aus empirischen Gründen sicher. Im langjährigen Mittel verzeichnet Hamburg 129 Regentage, London aber „nur“ 109. Ganz überraschend: Hamburg und München liegen bei der Zahl der Regentage gleichauf. Aber das Gefühl in Hamburg trügt nicht gänzlich. In Hamburg regnet es an den Regentagen wesentlich länger als in München. Mit 804 mm im langjährigen Mittel ist daher die Niederschlagsmenge auch im internationalen Vergleich recht hoch – nicht selten begleitet von einer steifen Brise, die den Regen horizontal heranfliegen lässt. „Flüssigen Sonnenschein“ nennt unsere Kollegin Kerstin Wehner dieses Hamburger Phänomen. Immerhin: In Hamburg scheint die Sonne tatsächlich 147 Stunden mehr als in London.
Refinanzierung von Immobilienprojekten: Spezialisierte Fonds bieten frisches Kapital💰
In einem unserer letzten Artikel haben wir bereits anhand des NPL-Barometers vom BKS | Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing e.V. den insbesondere im gewerblichen Immobilienbereich kräftigen Volumenanstieg an notleidenden Krediten, thematisiert. Diesmal haben wir beleuchtet, welche Auswirkungen dieser Anstieg genau auf das Kreditportfolio der Banken und die Neuvergabe sowie Refinanzierung gewerblicher Immobilienkredite hat. Es hat sich hierbei herausgestellt, dass gerade jetzt zusätzliches frisches Kapital notwendig ist, um... ...1. die Finanzierungsstruktur bestehender Projekte zu stabilisieren. ...2. neue Projekte zu realisieren. Dabei kann ein von CREDION AG spezialisierter Fonds helfen, gezielt Kapital bereitzustellen, um diese Finanzierungslücke zu schließen.
15.08.2024
Volumen notleidender Kredite steigt kräftig: Schlummern darin ungenutzte Chancen ❓💥
Das Non-Performing-Loan-Barometer des BKS zeigt es: Das Volumen notleidender Kredite (NPL) legt kräftig zu. Der Zuwachs innerhalb eines einzigen Quartals kletterte um satte 5 Prozent. Damit erreichte das Gesamtvolumen im ersten Quartal 2024 rund 39,8 Mrd. Euro. Dabei war ein Viertel des höheren NPL-Volumens auf notleidende gewerbliche Immobilienkredite zurückzuführen. Doch darin stecken beachtliche Chancen, meint CREDION-Fondsmanagerin Helena Lobeck.
31.07.2024