
Rezessionsrisiken wachsen: Wachstumsfinanzierung für den Mittelstand wird noch erfolgskritischer
Die erste Leitzins-Erhöhung seit 2011 wird immer wahrscheinlicher. Bundesbankchef Joachim Nagel rechnet Anfang des dritten Quartals – also im Juli – mit einer ersten Zinsanhebung. Im April war die Inflationsrate in Deutschland auf 7,4% (Destatis, 28. April 2022) gestiegen, die höchste Dynamik seit 1981. Energie verteuerte sich um 35,3%, Waren um 12%, Lebensmittelpreise um 8,5%, Dienstleistungen um 2,9% (alle Daten von Destatis, 28. April 2022). Zugleich wuchs auch die Geldmenge M3 im ersten Quartal zügig: Das Plus bei Bargeld, Einlagen auf Girokonten sowie Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen war im März um satte 6,3% gewachsen (Europäische Zentralbank, 29. April 2022).
CREDION-Vorstand Tobias M. Weitzel: „Klar ist, dass eine Leitzinsanhebung neben dem Stopp der Anleihekäufe darauf abzielt, das Geldmengenwachstum als mittel- und langfristigen Inflationstreiber zu bremsen. Gegen die Energie- und Lebensmittelpreissteigerungen wird die Leitzinserhöhung allerdings nicht wirken. Während die Kreditvergabe im Euroraum im März nach Daten der EZB noch um 4,3% gestiegen war, müssen wir uns auf eine restriktivere Kreditvergabe der Banken einstellen. Unverändert sind die Lieferketten erheblich gestört und die Rohstoffversorgung ist nicht mehr sichergestellt. Dieses Szenario könnte unmittelbar in eine Rezession münden, denn das Wirtschaftswachstum in der Eurozone lag nach Daten von Eurostat im ersten Quartal 2022 gerade mal bei nur noch 0,3%.“
Fondsmanagerin Helena Moana Lobeck: „Auch in dieser Phase wollen wir für den Mittelstand als Finanzierungspartner Wachstumskapital zur Verfügung stellen und selbst Unternehmen, die in oder nach einer Insolvenz wieder durchstarten wollen, wieder mit einem passgenauen Kredit den nötigen effizienten Treibstoff liefern.“

Wie könnten Banken und alternative Finanzierer derzeit effektiver zusammenarbeiten?
Die Finanzierungslage im deutschen Mittelstand zeigt deutliche Anzeichen von Problemen. Es häufen sich Berichte über gesunde Unternehmen mit soliden Fortführungsaussichten, die dennoch aufgrund von Finanzierungsengpässen in die Insolvenz geraten. Eigentlich sollte ausreichend Kapital von Banken, Private-Equity- und Private-Debt-Fonds sowie anderen alternativen Fremdfinanzierern verfügbar sein.
11.09.2023

Warum wir in Deutschland mehr Mut und Entschlossenheit brauchen
Es kann keiner sagen, dass wir ein Erkenntnisproblem hätten: Deutschland ist als Investitionsstandort nicht mehr attraktiv. Die Flucht aus Deutschland hat begonnen. Die ausländischen Investitionen in Deutschland sind nach OECD-Zahlen fast vollständig eingebrochen. Nur noch rund 10,5 Milliarden Euro wurden 2022 in Deutschland investiert. Der niedrigste Wert seit 2013. Noch schlimmer: Die Mittel-Abflüsse aus Deutschland lagen 2022 bei fast 135,5 Milliarden Euro. Fast 70 Prozent der Gelder aus Deutschland flossen in andere europäische Staaten. Das Institut der Deutschen Wirtschaft sieht in einer klugen Analyse der Investitionsdaten ein echtes Risiko für eine Deindustrialisierung.
06.09.2023