
Zunehmend erweist sich der Fachkräftemangel als Wachstumsbremse:
85 Prozent der Unternehmen erwarten negative Auswirkungen, wenn offene Stellen nicht adäquat besetzt werden können. Das hat der Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in einer bemerkenswerten aktuellen Studie festgestellt. Die Zahl der aktuell nicht besetzten Stellen schätzt der DIHK auf eine Größenordnung von 1,7 bis 1,8 Millionen. Mit ernsten Konsequenzen. Dies bremst schon heute „die Wertschöpfung grob geschätzt um rund 90 Milliarden Euro – also circa 2,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes“. Diesen Befund beschreibt Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes in seinem Leitartikel und zeigt, dass weder die Zuwanderung noch die Digitalisierung die Lücke werden schließen können.
Stärkster Anstieg offener Stellen in der Industrie
Die größten Besetzungslücken bei qualifiziertem Personal meldet die Bauwirtschaft: 66 Prozent der Betriebe klagen über Fachkräftemangel. Den stärksten Anstieg der Besetzungsprobleme verzeichnen Industrieunternehmen: Ein sattes Plus von 24 Prozentpunkten auf 53 Prozent gegenüber Herbst 2020.
Unternehmen müssen die Frage nach dem „Wofür?“ beantworten
CREDION-Vorstand Tobias M. Weitzel: „Unternehmer werden im Wettbewerb um Talente mehr bieten müssen als ein attraktives Gehalt, geregelte Arbeitszeiten, einen Obstkorb und einen Tischkicker. Wer nicht nachvollziehbar einen echten Mehrwert für Kunden, Eigentümer, Mitarbeiter*Innen und Gesellschaft erzeugt, wird keine Chance haben. Und das ist durchaus ein positiver Nebeneffekt. Er zwingt Unternehmen, die Fragen nach dem „Übermorgen“ und dem „Wofür?“ zu beantworten. Wer das nicht will, kann für Mitarbeiter*Innen nicht die erste Wahl sein. Unternehmen beschäftigten eben nicht nur „Human Ressources“ – das ist ein viel zu eindimensionaler Blick. Unternehmen bestehen aus Persönlichkeiten, die in vielfältigen Teams und einer positiven Unternehmenskultur und Arbeitsatmosphäre über sich hinauswachsen können und wollen. Das sind Teams, die im Wettbewerb gewinnen werden.“

Wie könnten Banken und alternative Finanzierer derzeit effektiver zusammenarbeiten?
Die Finanzierungslage im deutschen Mittelstand zeigt deutliche Anzeichen von Problemen. Es häufen sich Berichte über gesunde Unternehmen mit soliden Fortführungsaussichten, die dennoch aufgrund von Finanzierungsengpässen in die Insolvenz geraten. Eigentlich sollte ausreichend Kapital von Banken, Private-Equity- und Private-Debt-Fonds sowie anderen alternativen Fremdfinanzierern verfügbar sein.
11.09.2023

Warum wir in Deutschland mehr Mut und Entschlossenheit brauchen
Es kann keiner sagen, dass wir ein Erkenntnisproblem hätten: Deutschland ist als Investitionsstandort nicht mehr attraktiv. Die Flucht aus Deutschland hat begonnen. Die ausländischen Investitionen in Deutschland sind nach OECD-Zahlen fast vollständig eingebrochen. Nur noch rund 10,5 Milliarden Euro wurden 2022 in Deutschland investiert. Der niedrigste Wert seit 2013. Noch schlimmer: Die Mittel-Abflüsse aus Deutschland lagen 2022 bei fast 135,5 Milliarden Euro. Fast 70 Prozent der Gelder aus Deutschland flossen in andere europäische Staaten. Das Institut der Deutschen Wirtschaft sieht in einer klugen Analyse der Investitionsdaten ein echtes Risiko für eine Deindustrialisierung.
06.09.2023