20.03.2024

Werte schaffen mit… Friederike Kröhnert

Credion Portrait

Friederike Kröhnert gehört zu den bemerkenswerten Frauen in der Finanzszene, die wir gerne im Rahmen unserer Interview-Reihe anlässlich des Weltfrauentages hervorheben möchten.

Die Senior Finanzierungsspezialistin bei German Finance ist für CREDION eine geschätzte Partnerin, mit der wir eng und besonders gerne zusammenarbeiten. German Finance hat sich auf die individuelle Strukturierung gewerblicher Immobilienfinanzierungen von Projektentwicklern und Immobilieninvestoren spezialisiert.

In einer Branche, in der Frauen noch immer unterrepräsentiert sind, bringt Friederike ihre Perspektive und Expertise in den Finanzierungsmarkt für Unternehmen ein. Ihre Expertise baut auf einem Bachelor-Abschluss in International Management von der Universität Magdeburg, einem MBA-Abschluss von der Universität Leipzig und der Weiterbildung zur Certified Real Estate Investment Analystin (CREA) an der IREBS Immobilienakademie sowie umfangreichen praktischen Erfahrungen bei Banken und Immobilienprojektentwicklern auf.

Wir freuen uns, dass Friederike uns an ihren Erfahrungen und Gedanken sowie ihrer Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Hinblick auf Immobilienfinanzierungen teilhaben lässt.

“Fallende Gewerbeimmobilienpreise”, “Büro-Tsunami in den USA”, “Steigende Leerstände bei Büro- und Gewerbeimmobilien”, “Risiken der Europäischen Banken bei Commercial Real Estate”. Die Schlagzeilen waren schon mal freundlicher.  Wie schätzt Du die Perspektive für den Büro- und Gewerbeimmobilienmarkt ein?

Die aktuellen Schlagzeilen signalisieren eine anhaltend herausfordernde Zeit für den Büro- und Gewerbeimmobilienmarkt. Die strukturellen Veränderungen der Assetklasse wurden im Zuge der Pandemie beschleunigt und flexible Arbeitszeitmodelle, die angepassten Raumbedürfnisse von Unternehmen und das Konsumverhalten entwickeln sich stetig weiter, sodass die Perspektive für den Büro- und Gewerbeimmobilienmarkt umstritten bleibt. Gleiche Veränderungen betreffen ebenfalls das Einzelhandelsumfeld. Die Chancen und Risiken gilt es jedoch auch immer auf Objektebene abzuwägen und diesen Herausforderungen stehen demnach auch Chancen für Innovation und Neuausrichtung gegenüber. Die Umgestaltung von Bürogebäuden zu multifunktionalen Räumen, die Förderung nachhaltiger Entwicklungen und die Anpassung an die Bedürfnisse einer sich wandelnden Arbeitswelt können Wege sein, um die Attraktivität des Marktes zu steigern. Insgesamt erfordert die Situation eine vorausschauende Herangehensweise seitens der Akteure des Immobilienmarktes, um sich an die neuen Realitäten anzupassen und langfristige, nachhaltige Lösungen zu entwickeln.

In den USA könnte sich die Immobilienkrise auch zu einer umfassenden Bankenkrise auswachsen. Regionalbanken wie die New York Community Bancorp mussten bereits rekapitalisiert werden. Welche Kollateralschäden sind aus Deiner Sicht zu erwarten?

Die Rekapitalisierung von Regionalbanken, wie der New York Community Bancorp, sind ein Anzeichen dafür, dass die Gefahr einer potenziellen Ausweitung der Immobilienkrise in den USA auf eine Bankenkrise besteht. Allerdings gehen Experten nicht von einem vergleichbaren Szenario, wie zur Finanzkrise 2008 aus und es ist zu erwarten, dass frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um weitreichende Kollateralschäden zu verhindern. Eine erhöhte Unsicherheit im Finanzsystem, eine Verringerung der Kreditvergabe an Unternehmen und Verbraucher, ein Rückgang der Investitionen und damit einhergehend des Wirtschaftswachstums sowie potenziell steigende Arbeitslosenzahlen wären jedoch unmittelbare Auswirkungen einer derartigen Krise. Darüber hinaus könnte ein Konzentrationsprozess im Bankensektor durch Bankenfusionen und -übernahmen stattfinden, um einzelne Schwächeanzeichen von Kreditinstituten zu bekämpfen. Die Auswirkungen könnten auch das globale Finanzsystem beeinträchtigen, insbesondere wenn internationale Banken eng mit den betroffenen US-Banken verbunden sind.

In Deutschland verfolgen Investoren und der Kapitalmarkt besonders aufmerksam die Entwicklungen bei Spezialfinanzierern wie der Deutschen Pfandbriefbank und der Aareal Bank. Welche Auswirkungen erwartest Du in Deutschland? (Referenz: So mischen Deutsche Banken im US-Immobilienmarkt mit (boersen-zeitung.de)

Die verstärkte Aufmerksamkeit von Investoren und dem Kapitalmarkt auf Spezialfinanzierer wie der Deutschen Pfandbriefbank und der Aareal Bank in Deutschland ist ein Zeichen für die Sensibilität im Hinblick auf die Veränderungen im Immobilienmarkt und der Finanzbranche insgesamt. Diese anhaltende Verschärfung der Lage bei Spezialfinanzierern hat natürlich auch Auswirkungen auf die Kreditauflagen und die Kreditvergaben der Banken und alternativen Finanzierern in Deutschland.  Auch wenn mittlerweile von einer langsamen Belebung der Märkte gesprochen wird, sind die Restriktionen bei der Neukreditvergabe, Restrukturierungen und Prolongationen von gewerblichen Immobilienfinanzierungen noch immer deutlich spürbar. Diese Schwierigkeiten spiegeln sich wiederum bei Bau- und Immobilienunternehmen wider und wirken sich langfristig durch regionale Verknappungen und Mietsteigerungen insbesondere auf den Wohnungsmarkt aus.

Bietet eine Transformation, wie die Aktuelle, auch besondere Chancen?

Ja, die aktuelle Transformation im Immobilienmarkt und Finanzmarkt birgt aus meiner Sicht zweifellos besondere Chancen. Während diese Veränderungen aktuell vornehmlich mit Herausforderungen in Verbindung gebracht werden, bieten sie mittelfristig aber auch Möglichkeiten für Innovation, Wachstum und Anpassung. Eine solche Neuausrichtung und Wandlung kann neue Marktsegmente schaffen und den Weg für innovative Geschäftsmodelle und Technologien ebnen. Unternehmen, die flexibel genug sind, um sich anzupassen, profitieren von neuen Trends und angepassten Kundenbedürfnissen und können sich so einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Für Investoren bieten sich gleichermaßen Chancen in diese aufstrebenden Sektoren und Märkte zu investieren. Dieser Prozess kann ebenfalls zu einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren führen, um gemeinsam Lösungen für die aktuellen Herausforderungen zu finden. Die Finanz- und Immobilienbranche könnte aus diesem Prozess insgesamt widerstands- und zukunftsfähiger hervorgehen und es tut sich aktuell die Chance auf, die Art und Weise, wie wir arbeiten, investieren und wirtschaften, neu zu definieren und auf eine nachhaltigere und effizientere Zukunft hinzuarbeiten.

Eine andere Transformation dauert bedeutend länger: Der Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Finanzierungs-Industrie. Was würdest Du einer Abiturientin raten, die mit dem Gedanken spielt, eine Karriere im Finanzierungsmarkt anzustreben?

Investiere in eine fundierte Ausbildung, baue von Anfang an ein starkes berufliches Netzwerk auf, lass dich nicht entmutigen, sondern bleibe selbstbewusst und beharrlich und das Wichtigste: suche nach einer MentorIn in der Branche, die bereit ist, ihre Erfahrungen und Kontakte mit dir zu teilen. Diese Unterstützung ist oftmals entscheidend, um den „glass ceiling“-Effekt zu überwinden und beruflich voranzukommen. Was jedoch genauso wichtig ist, wie alle anderen Tipps: hab Spaß an dem, was du tust, und zeige deine Leidenschaft und dein Engagement für den Finanzierungsmarkt. So wirst du deine MarktbegleiterInnen mit deinem Enthusiasmus anstecken und dein Erfolg sollte dann nicht lange auf sich warten lassen.

Stell Dir vor Du hast drei Wünsche frei: Wofür würdest Du Dich entscheiden?

Das ist eine gute Frage, die ich mir schon viel zu lange nicht mehr selbst gestellt habe.

Ich würde die drei Wünsche tatsächlich bündeln und mit einer Superkraft ausstatten wollen, um Frieden und Stabilität in Konfliktregionen - wie Nahost und der Ukraine - herzustellen, wo unschuldige Leben bedroht sind.  In meiner persönlichen Zeit „der guten Hoffnung“ als werdende Mutti ist es kaum auszuhalten, das Leid der unbeteiligten Zivilbevölkerung - und insbesondere der Kinder - tagtäglich in den Nachrichten mitzuverfolgen. Mein Mitgefühl gilt all den Betroffenen und ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass die Kinder eine Zukunft in Frieden vor sich haben. Da sehe ich uns alle in der Mitverantwortung.