21.03.2022

Inflation: Gegenmaßnahmen der Zentralbanken dürften Kreditvergabe einschränken und verteuern

Credion Portrait

Ökonomen fordern Leitzins-Erhöhung, um Inflation einzudämmen: 
Finanzierungen dürften knapper und teurer werden 

Die hohe Inflationserwartung von inzwischen fast 6% für 2022 lässt Zinserhöhungen bereits im zweiten Halbjahr 2022 und ein Ende der Anleihe-Kaufprogramme der EZB wahrscheinlicher werden.

Ursache sind die hohen Energie- und Rohstoffpreise, Lieferengpässe und die Geldpolitik. Das ist die Einschätzung des 38. Ökonomenpanels des Münchner ifo-Instituts und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Für das Jahr 2023 erwarten die Experten einen Preisanstieg von 3,4%. Drei Viertel der befragten Ökonominnen und Ökonomen sprechen sich für sofortige Maßnahmen durch die EZB aus. Dabei favorisieren sie eine Leitzinserhöhung vor dem Auslaufen des Ankaufsprogrammes für Anleihen. Im Durchschnitt rechnen die Experten mit einem Anstieg auf 1% bis Ende 2022. Ein Wert, der letztmals vor rund einer Dekade erreicht wurde.  

Kreditvolumina bei Banken werden tendenziell sinken und Bank-Margen wachsen 

CREDION-Vorstand Tobias M. Weitzel: „Mit diesen Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung dürften die Anleihekurse sinken und die Anleihezinsen steigen, während sich das Potential zur Kreditvergabe der Banken reduzieren wird. Denn während im Rahmen von Quantitative Easing beim Anleihekauf durch die EZB Zentralbankgeld geschaffen wurde, kehrt sich dieser Effekt nun um: Die Zentralbankgeldmenge wird tendenziell abnehmen und der Spielraum der Geschäftsbanken für ihre Kreditvergabe verringert sich – bei gleichzeitig steigenden Bank-Margen.“ Damit werden alternative Finanzierer, die Unternehmen Wachstumsfinanzierung und Transformationsfinanzierungen anbieten, als Partner immer wichtiger. 

US-Szenario einer schrittweisen Zinserhöhung könnte Vorbild für EZB werden 

In den USA ist die Notenbankpolitik bereits sehr viel konsequenter gegen die Inflation vorgegangen. „Dort ist die Situation aber auch fundamental anders: Denn neben den steigenden Energie- und Rohstoffpreisen sowie den Inflationseffekten aus Lieferengpässen ist in den USA ein sehr starker Arbeitskräftemangel und eine Lohn-Preis-Spirale erkennbar, so dass Amerikas Zentralbanker als Gegenreaktion inzwischen elf Zinsschritte bis Ende 2023 angekündigt haben. Immerhin: Damit erhalten die Marktteilnehmer Planungssicherheit und ein sanfter Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik wird möglich“, so Weitzel. Ende 2023 läge der Leitzins der Federal Reserve bei knapp drei Prozent – einem Wert, der zuletzt im März 2008 erreicht wurde. „Ein Szenario, das auch für Europa mittelfristig möglich ist und zeitverzögert Finanzierungen knapper und teurer werden lässt“, erklärt der CREDION-Gründer.